Schon als Kind faszinierte mich die Natur. Kein Blatt, keine Blume, kein Vogel und kein Insekt entgingen meiner Aufmerksamkeit und Bewunderung.
Daher passte es sehr gut, dass ich als Kind mein erstes Mikroskop erhielt, mit dem ich alles untersuchte, was ich fand.
Spinnenbeine, Menschenhaare, Blüten, Zwiebelschalen, Hefepilze usw. wollten von mir entdeckt und beobachtet werden. Als Jugendlicher faszinierte mich die Vogelwelt, die ich studierte. Das Singen der Amsel im Frühling war so ein Erlebnis, das mich nicht mehr losließ. Immer wenn ich eine Amsel sah, blieb ich stehen, hörte ihrem Liedrepertoire zu und beobachtete ihr Verhalten. Bald bekam ich ein Fernglas geschenkt, mit dem ich nach weiter entfernten Vogelarten wie Sperber, Milan, Bussard oder Habicht Ausschau halten konnte. Im Osterurlaub in Schleswig-Holstein sah ich voller Ehrfurcht ein „großes Brett“ am Himmel. Nachdem ich in meinem Bestimmungsbuch nachgelesen hatte, konnte ich es gar nicht glauben.
Es war ein Seeadler, der größte heimische Greifvogel. Meine Begeisterung mündete in nicht enden wollenden Freudensprüngen, sodass meine Eltern kaum wussten, wie ihnen geschah. Es folgten weitere ornithologische Beobachtungen. In den Sommermonaten zog sich die Vogelwelt zurück, sodass ich mir ein anderes Betätigungsfeld suchen musste. Das dauerte nicht lange, denn wir fuhren in den Sommerferien in die Schweiz. Ich hatte vier Wochen Zeit, um die Pflanzenwelt in der Umgebung des Ferienhauses zu untersuchen. Dafür kaufte ich mir einige Bestimmungsbücher und konnte es gar nicht erwarten, nach dem Frühstück freudestrahlend loszuziehen, um herauszufinden, welche Pflanzen hier wuchsen. Erst in den folgenden Jahren wurde mir klar, welche Kostbarkeiten ich damals gefunden hatte, die ich in jungen Jahren gar nicht richtig wertschätzen konnte.
Ich sah viele verschiedene Lilienarten, Enziane in den Farben Gelb, Blau und Rot, Orchideen wie das Kohlröschen, die Waldhyazinthe oder das Holunder-Knabenkraut, das in Gelb und Rot nebeneinander wächst. Diese Orchidee habe ich seitdem nicht mehr gesehen. An solche Urlaube denke ich gerne zurück. Die Begeisterung über die erlebten Eindrücke mündeten in dem Entschluss, das Wissen und die Freude an der Natur anderen Menschen weiterzugeben.
Mein erstes Seminar hielt ich an der örtlichen Volkshochschule, eine Einführung in die Blütenpflanzenbestimmung. In den nächsten Jahren folgten Vorträge zur heimischen Pflanzenwelt und Fahrten in Orchideengebiete. Zwischenzeitlich betreute ich eine Jugendgruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute Naturschutzjugend im Naturschutzbund Deutschland). Ich merkte, dass ich gut mit Kindern umgehen konnte, daher bot ich auch Seminare für Kinder und Jugendliche an. Was einst als Ferienkurs geplant war, hat sich in den letzten Jahren in immer größerem und breiterem Umfang entwickelt. Das Spektrum der Kurse umfasst unter anderem Kräuterwanderungen für Kinder und Erwachsene, Experimente, Bau von Wetterstationen, Nachtwanderungen, Fledermauswanderungen, Untersuchung von Bodentieren, Bau von Nisthilfen für Wildbienen, Igel und Vögel, Mikroskopiertage, Erlebnistage im Wald, auf der Wiese und am Bach, Herstellung Waschpulver aus Naturstoffen Bach- und Teichuntersuchungen.
Mir fiel auch ein passender Name für meine Kurse ein: „Ralfs Rollende Naturschule für Junge und Junggebliebene“. Meine Zielgruppe sind nicht mehr nur Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mittlerweile biete ich auch Seniorenheimen, Kindergärten, Familienbildungsstätten, Buchhandelsketten, Landesgartenschauen und anderen Trägern Seminare und Vorträge an. So kann ich meine Freude und Begeisterung, die ich für die Natur empfinde, weitergeben. Mein Motto ist, dass Enthusiasmus viel mehr Interesse bei den Menschen weckt als stures und monotones Erzählen.
Im Auftrag der Natur
Das Spektrum der Kurse umfasst unter anderem Kräuterwanderungen für Kinder und Erwachsene dann ausprobiert haben und es funktioniert, schauen sie ihre Eltern und mich mit strahlenden Augen an. Das ist ein schönes Erlebnis! Einige Projekte sind bereits mit Preisen geehrt worden.
Seit vielen Jahren führe ich Seminare durch.
Zuweilen treffe ich einstige Seminarteilnehmer wieder, die mir sagen, dass ich der Grund gewesen sei, warum sie Biologie studiert haben und Forscher oder Lehrer geworden sind. Das ist ein schönes Gefühl. Jeder Mensch hat eine Aufgabe im Leben. Meine ist es, die Schönheiten der Natur zu erfahren und diese Begeisterung meinen Mitmenschen – am besten beginnend bei den kleinsten – weiterzugeben. Die sofortige Rückmeldung der Kinder ist das, was diese Tätigkeit so erfüllend macht. Dazu gehört beispielsweise, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben Brennnesseln essen. Erst stehen sie naserümpfend davor, sind nachher aber begeistert, dass sie die Pflanze gegessen haben. Oder sie sind bei Experimenten staunend und skeptisch, ob die Versuche klappen.
Die umfangreiche Themenvielfalt habe ich mir überwiegend selbst angeeignet. Ich habe in den letzten Jahren mehrere Aus- und Weiterbildungen absolviert. Dazu gehören Kräuterausbildung, Naturführerausbildungen, Psychologie- und Lebensberaterkurse usw. Zuweilen darf ich mein Wissen auch in schriftlicher Form an Zeitungen und Zeitschriften weitergeben. Ich fotografiere gerne. Daher habe ich vor einigen Jahren ein Pflanzenbuch mit dem Titel Blühendes im Ruhrgebiet geschrieben.
Natur ist etwas Wunderbares!
Ralf Nickel, Tel.: 02361-44379, ralf2.nickel@t-online.de
Aus: Dr. Switzers Natürlich gesund leben Magazin 2/2020